Der erste Schritt ins Innere der Sagrada Família ist wie das Betreten einer völlig anderen Welt. Du stehst plötzlich in einem lichtdurchfluteten Wald, dessen Gewölbe bis zu 75 Meter hoch ragen. Während das Äußere der Basilika durch die Baustellen-Situation etwas beeinträchtigt ist, entfaltet der Innenraum seine volle Magie ohne Einschränkungen. Hier siehst Du Gaudís Vision in ihrer reinsten Form – und verstehst, warum Millionen Menschen jährlich fasziniert vor diesen Säulen stehen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Gewölbehöhen bis 75 Meter schaffen ein einzigartiges Raumgefühl ohne Beklemmung
- Säulen verzweigen sich wie Bäume und erzeugen den Eindruck eines lichtdurchfluteten Waldes
- Buntglasfenster verändern das Farbenspiel je nach Tageszeit und Sonnenstand
- Jedes Detail trägt religiöse Symbolik – von Säulen über Türen bis zu Flächen
Der erste Eindruck: Betreten einer anderen Welt
Du kommst Dir vor, als würdest Du in einem lichtdurchfluteten Wald ins Blätterdach schauen. Diese Beschreibung mag übertrieben klingen, trifft aber exakt das Gefühl beim ersten Betreten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchenbauten wirkt hier nichts düster oder einengend.
Das liegt vor allem an der außergewöhnlichen Beleuchtung. Wo andere gotische Kirchen trotz großer Fenster oft gedämpftes Licht haben, flutet hier die Helligkeit jeden Winkel aus. Die Decke scheint zu schweben statt zu drücken, obwohl sie deutlich höher ist als bei vergleichbaren Bauten. Es gibt nichts in der Architektur weltweit, was ein vergleichbares Vorbild sein könnte. Nur die Natur selbst kann da mithalten – und genau das wollte Gaudí zeigen.
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Praktische Tipps für den Innenraum-Besuch
Achte auf die andersfarbigen Fliesen und zentralen Markierungen auf dem Boden. Das sind die perfekten Fotopunkte – von dort sind die Säulen symmetrisch angeordnet und Du bekommst die besten Aufnahmen.
Die offizielle Audio-Guide-App ist fantastisch, aber lade sie vorher herunter und teste sie. Nimm eigene Kopfhörer mit – die vor Ort sind nicht besonders bequem.
Plan mindestens 1,5 Stunden für den kompletten Innenraum ein. Du willst das nicht hetzen, und es gibt wirklich an jeder Ecke neue Details zu entdecken.
Vergiss nicht: Das ist immer noch eine aktive Basilika mit täglich stattfindenden Gottesdiensten. Verhalte Dich entsprechend respektvoll, auch wenn Du nicht religiös bist.
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Die Säulenstruktur: Gaudís geniale Konstruktion
Die Säulen verzweigen sich wie echte Bäume nach oben. Statt klassischer gerader Pfeiler siehst Du organische Formen, die sich elegant in mehrere Äste aufteilen und so das Gewicht des Gewölbes tragen. Besonders faszinierend ist das Material-Mix: Porphyr, Basalt und Granit in unterschiedlichen Farben schaffen zusammen mit der rillenartigen Oberflächenstruktur ein lebendiges Gesamtbild. Jede Säule ist ein Unikat, aber alle folgen dem gleichen natürlichen Prinzip.
Gaudí entwickelte diese Konstruktion durch ein geniales Experiment: Er ersetzte in einem Modell die Säulen durch Seile, kippte alles um 180 Grad und bestimmte mit kleinen Gewichten die optimalen Druckpunkte. So entstanden die perfekten Kurven für eine Statik ohne klassisches Strebewerk – eine revolutionäre Neuerung gegenüber der Gotik.
Das Gewölbesystem: 75 Meter reine Magie
Das Mittelschiff erreicht 45 Meter Höhe, die vier Seitenschiffe 30 Meter. Diese Dimensionen sind beeindruckend, aber nicht das Spektakuläre. Das liegt vielmehr daran, wie das Licht von oben einfällt und die Raumwirkung verändert. Die Konstruktion kommt völlig ohne die mittelalterlichen Strebewerke und Strebepfeiler aus, die Du von anderen großen Kirchen kennst. Gaudí stellte die gotische Bauweise praktisch auf den Kopf und schuf etwas völlig Neues.
Durch die baumartige Struktur der Säulen entsteht der Eindruck, Du stündest unter einem natürlichen Blätterdach statt unter einer von Menschenhand geschaffenen Decke. Die Gewölbe scheinen organisch zu wachsen, statt konstruiert zu sein.
Die Buntglasfenster: Farbenspiel zu jeder Tageszeit
Gaudí liebte es bunt und farbenfroh. Die riesigen Buntglasfenster schimmern in nahezu allen denkbaren Gelb-, Rot-, Blau- und Grüntönen und erzeugen besonders bei Sonnenuntergang eine faszinierende Mischung aus natürlichem Tageslicht und künstlichen Lichteffekten. Die Wirkung entsteht durch einen raffinierten Trick: Oberhalb der Buntglasfenster sind zusätzliche lichtdurchlässige Scheiben angebracht. So wird das Farbenspiel noch intensiver und die Gewölbedecken bekommen eine zusätzliche Betonung.
Je nach Tageszeit wandert das Farbspektrum durch den Kirchenraum. Am Abend dominieren warme Gelb- und Orangetöne, am Morgen kühle Blau- und Grünschattierungen. Du erlebst praktisch ein natürliches Lichtspektakel, das sich stündlich verändert.
Der Grundriss: Symbolik in jedem Zentimeter
Die fünf Kirchenschiffe sind wie ein lateinisches Kreuz angeordnet und schaffen durch ihre Abmessungen eine der beeindruckendsten Kirchenräume weltweit. Die Strecke zwischen Eingang und Apsis misst 90 Meter, die Schiffsbreite 15 beziehungsweise 7,5 Meter.
Aber es geht nicht nur um Dimensionen. Der Grundriss enthält zusammen mit Türen, Säulen und Flächen unzählige symbolische Bedeutungen. Anspielungen auf katalanische und spanische Diözesen, lateinamerikanische Kirchen, sämtliche Kontinente, Apostel, Ordensgründer und Heilige sowie die Sakramente und theologischen Tugenden – hier wurde nichts in der Darstellung ausgelassen. Die äußersten Kirchenschiffe bieten auf ihren Emporen Platz für die Chöre. Und das sind keine 50-Personen-Chöre, sondern mehr als 1.500 Menschen können sich dort zum Singen treffen.
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Die Krypta: Gaudís Erbe unter der Kirche
Die Krypta entstand noch nicht nach Gaudís Plänen, sondern unter seinem Vorgänger. Sie folgt dem neugotischen Stil und besteht aus einem Rundbau mit sieben Einzelkapellen, wobei die mittlere dem heiligen Josef gewidmet ist.
Gaudí machte das Beste aus der Situation und ergänzte einen Graben, der für zusätzliches Licht und bessere Luft sorgte. Auf der anderen Seite befinden sich fünf weitere geradlinig angeordnete Kapellen mit dem zentralen Altar. Hier liegen José Maria Bocabella [1] und Antoni Gaudí begraben. Du kannst die Gräber problemlos besichtigen – eine seltene Gelegenheit, dem Architekten-Genie so nah zu kommen.
Apsis und Altar: Das spirituelle Zentrum
Die Apsis konnte 1993 in Betrieb genommen werden und zeichnet sich durch gotischen Stil und die Umrahmung mit sieben Kapellen aus. Zwei Seitentreppen schließen sich links und rechts an und ergänzen die Wendeltreppen zu den Fassaden.
Besonders charismatisch wirken die beiden enormen Steinschnecken an der Außenmauer, die sich auf dem Weg nach unten befinden. An der Außenseite tummelt sich allerlei Getier: Salamander, Frösche, Eidechsen, Schlangen und Drachen mühen sich als diabolische Wesen vergeblich, ins Kircheninnere zu gelangen. Dafür leisten sie als Regenwasser-Ableiter ganze Dienste.
Die Innenmauer-Gestaltung mit Tränen und Engelsköpfen soll das Leiden Jesu versinnbildlichen. Das Zentrum prägt der Altar mit seinem Baldachin aus Weinstock-Ranken und Trauben – eine Anlehnung an klassische Kirchengestaltung. Direkt dahinter sind bereits die Orgelpfeifen zu sehen.
Die Orgel: Musik für die Ewigkeit
Es gibt noch keine endgültig passende Orgel, die wirklich mit den Abmessungen der Kirche harmoniert. Das ist tatsächlich ein kleiner Knackpunkt bei einer Basilika dieser Größe.
Immerhin steht seit 2010 im Presbiterio – dem Chorraum – eine Orgel mit 26 Registern, also 1.492 Pfeifen. In der Krypta gibt es seit 2020 wieder Leben in der Musikanlage: Nach der Zerstörung im Bürgerkrieg 1936 fand man in einer Klosterkirche eine 13-Register-Orgel, die der bekannte Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll [2] 1896 herstellte. Diese durfte in die Sagrada Família umziehen – ein Happy End nach fast 90 Jahren Pause.
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Das Museum: Gaudís Werkstatt zum Anfassen
Das unterirdische Museum befindet sich unter der Passionsfassade und enthält alles rund um Zeichnungen, zeitgenössische Fotografien und Baumodelle von Antoni Gaudí. Seit Neuestem zeigt es auf zusätzlichen 102 Quadratmetern mit 20 weiteren Gipsmodellen und Großformat-Fotos Informationen zum Aspekt „Von der Natur inspiriert“.
Du siehst eine echte Werkstatt, wo heute noch Steinmetze arbeiten. Die 3D-Modelle der verschiedenen Bauphasen sind besonders faszinierend – sie zeigen, wie sich Gaudís Pläne über die Jahre entwickelt haben. Die Videoinstallationen erklären, wie Steinmetze aus aller Welt rekrutiert werden und welche Techniken sie verwenden. Das ist besser als jede Dokumentation und hilft Dir, die Komplexität der Sagrada Família zu verstehen.
Sagrada Família Innenraum: Fazit
Das Innere der Sagrada Família ist noch beeindruckender als das Äußere. Während draußen die Baustellen-Situation das Erlebnis etwas trübt, entfaltet sich drinnen Gaudís Vision in vollendeter Perfektion.
Du musst kein Christ oder Architektur-Experte sein, um von diesem Raum überwältigt zu sein. Die Kombination aus Licht, Farbe, Form und Dimensionen ist weltweit einmalig. Selbst Menschen, die normalerweise nicht der Sightseeing-Typ sind, stehen hier oft sprachlos da.
Insofern: Auch wenn der Eintritt nicht günstig ist – das Innere der Sagrada Família rechtfertigt jeden Euro. Du erlebst Architektur-Geschichte live und verstehst, warum dieses Bauwerk Menschen aus aller Welt anzieht.
Was gefällt dir am besten im Innenraum der Sagrada Família? Schreib unten in die Kommentare!
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Quellen & Einzelnachweise:
[1] https://es.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Mar%C3%ADa_Bocabella
[2] https://orguedelacripta.cat/en