Bei Salvador Dalí (*11. Mai 1904 in Figueres, † 23. Januar 1989 ebenda), ab 1982 Marqués de Dalí de Púbol, handelte es sich um einen der bekanntesten Maler des 20. Jahrhunderts. Er betätigte sich jedoch auch als Grafiker, Schriftsteller, Bildhauer und Bühnenbildner. Ferner zeichnete er sich durch ein ausgeprägtes Interesse an verschiedenen Epochen und Malstilen aus.
Dalí begeisterte sich unter anderem für Künstler*innen wie Leonardo da Vinci, Michelangelo, Diego Veláquez, Francisco de Zurbarán, Édouard Manet oder Pablo Picasso. Er erschuf Kopien, Parodien und Neuinterpretationen ihrer Werke und verfasste thematisch passende Essays. Zusätzlich wurde er für seinen dicht an den Fotorealismus angelehnten Malstil und seine surrealistischen Werke berühmt. Diese spiegeln insbesondere sein Interesse an der Religion, dem Träumen oder dem Rausch wider. Das machte ihn in Kombination mit seinem exzentrischen Auftreten und seiner Fähigkeit, Menschen und Künstler*innen außerhalb der Malerei zu inspirieren, zu einem intensiv diskutierten Maler und fast schon zu einer eigenen Kunstfigur.
Was Du in diesem Artikel erfährst?
- Welche Stationen in seinem Lebenslauf von besonderer Bedeutung waren.
- Welche Prägungen er durch andere Künstler*innen und Kunstbewegungen erfuhr.
- Durch welche Besonderheiten in seinen Werken diese so unverwechselbar wurden.
- Inwiefern er selbst eine Inspiration für die (Kunst-) Welt darstellt.
Frühes Leben und Ausbildung
Salvador Dalí wurde am 11. Mai 1904 als Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech geboren. Seine Eltern, der Notar Don Salvador Dalí y Cusí und Doña Felipa Domènech y Ferres benannten ihn nach seinem älteren, verstorbenen Bruder. Dies war ein wesentlicher Auslöser für seinen Wunsch, einmalig zu sein.
Die Geburt der Schwester Ana María 1908 und die strenge Erziehung durch den Vater ließen ihn ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung entwickeln. Gleichzeitig fühlte er sich nicht wirklich wohl. Stattdessen neigte er zu Wutausbrüchen, Lügen und Tagträumen und nässte sich ein. Dies glich seine von ihm sehr geliebte Mutter jedoch aus. Sein „Umzug“ auf den für die jüngere Schwester unerreichbaren Dachboden ermöglichte es ihm, dort „Weltenherrscher“ zu sein, in Ruhe Hutschachteln zu bemalen und seinen Träumen nachzuhängen. Seine Tagträumereien bereiteten ihm auch in der Grundschule Schwierigkeiten, doch die Sommerferien bei Cadaqués waren ein Erweckungserlebnis: Der sechsjährige Dalí leistete dem Hobbymaler Juan Salleras Gesellschaft und malte sein erstes eigenes Bild.
Mit zehn Jahren begeisterte er sich für den Impressionisten Ramon Pichot i Gironès, der auch Nachbar seiner Eltern war. Vier Jahre später waren es dann die Genremalereien des 19. Jahrhunderts, die „art pompier“, die ihn inspirierte. Im Laufe seines Schullebens fiel sein Talent für die Malerei am Maristenkolleg dem Bruder von Pichot auf. Das führte dazu, dass Dali an der Städtischen Malschule Abendkurse besuchte. Dessen Direktor Juan Núñez Fernández unterstützte Dalí. Schon nach einem Jahr durfte der spätere Surrealist das dortige „diploma de honor“ in Empfang nehmen. Und bereits im Januar 1922 steuerte Salvador Dalí acht Werke für die erfolgreiche Galerie-Dalmau-Gruppenausstellung bei.
Das Video wird von Youtube eingebettet. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.
Schulabschluss und Studium an der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando
Nach dem Bachillerato im Juni 1922 besuchte Dalí ab Oktober die Madrilener „Real Academia de Bellas Artes de San Fernando“. An der Schule für Grafik, Bildhauerei und Malerei lernte er im Studentenwohnheim unter anderem Luis Buñuel und Federico García Lorca kennen. Dalí begann, sich dandyhaft zu kleiden, um sein Künstlersein zu unterstreichen. Sie teilten das Interesse an Freud und Dalí beschrieb die Entdeckung der Psychoanalyse als einen der wichtigsten Momente seines Lebens.
1923 wurde er für ein Jahr aus der Akademie ausgeschlossen, vom 21. Mai bis 11. Juni sogar aufgrund einer fälschlichen Anklage als Anführer von Unruhen in Katalonien in Haft genommen. 1924 konnte er jedoch an die Akademie zurückführen. 1926 reiste er das erste Mal nach Paris, wo er Pablo Picasso kennenlernte. Im selben Jahr verweigerte Dalí die Teilnahme am Examen. Die Begründung? Kein Dozent habe seine Leistungen kompetent und korrekt bewerten gekonnt. Daraufhin wurde er auf königlichen Erlass hin von der Akademie verwiesen.
Einflüsse und künstlerische Entwicklung
Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde Salvador Dalí Teil einer Anarchistengruppe, die eine marxistische Revolution unterstützte. 1921 gründete er mit Freunden zusammen die Sozialistengruppe „Renovació Social“. Hatte er zu seinen Anfängen insbesondere impressionistisch gemalt, kamen im Laufe der Zeit immer mehr Einflüsse aus dem Kubismus, dem Futurismus und dem Pointillismus dazu. Grund dafür war unter anderem das Aufeinandertreffen mit Picasso, mit dem er sich anfreundete.
In diesem Zuge entdeckte Salvador Dalí auch die Surrealismus-Bewegung für sich. 1928 kam er durch den Kontakt zu Joan Miró das erste Mal mit einigen anderen surrealistischen Künstlern in Paris zusammen. 1929 trat er der Bewegung bei. Die Idee hinter der Bewegung? Die Nutzung von politischer und künstlerischer Freiheit zwecks Entfesselung der eigenen Kreativität.
Von besonderer Bedeutung dabei war sein Kontakt zu André Breton, der häufig als „Vater des Surrealismus“ bezeichnet wird. Ein Kontakt, der sich als gleichermaßen relevant wie kontrovers erwies. Denn während sich Breton in den 1930er-Jahren der Kommunistischen Partei anschloss und die Kunst und den sozialen Umsturz miteinander verbinden wollte, war Dalí gegen einen solchen Ansatz. Positive Äußerungen Dalís gegenüber Hitler und ein in den Augen Bretons zunehmendes Banalisieren und Kommerzialisieren der Kunst (Stichwort: das Anagramm „Avida Dollars“) führten letztlich dazu, dass Dalí und die Surrealist*innen 1939 endgültig getrennte Wege gingen.
Aber auch das Eintreten Galas in sein Leben, die 1929 noch die Ehefrau des Lyrikers Paul Éluard war, war ein Meilenstein. Immerhin wurde sie gleichermaßen zur Muse, wie zur wichtigen Förderin und Managerin. Sie half ihm dabei, sich künstlerisch weiterzuentwickeln und seinen eigenen Stil zu vervollkommnen.
Salvador Dalí und die „paranoisch-kritische“ Methode
Sie wurde größtenteils von Freunds Theorien bezüglich des Un- und Unterbewussten, des Träumens und der Sexualität beeinflusst und diente der systematischen Erzeugung irrationaler Assoziationen. Dabei ging es Dalí darum, mithilfe von Paranoia eine Verbindung zwischen zwei Dingen herzustellen, die auf rationaler Ebene nicht besteht. Also darum, ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Realität und Fantasie zu erzeugen. Das Ergebnis? Mehrdeutige Bilder mit unterschiedlichen, von der Betrachtungsweise abhängenden Bedeutungen. Dabei arbeitete Salvador Dalí unter anderem mit
- optischen Täuschungen, die durch Licht- und Perspektivspiele zustande kamen (zum Beispiel bei Schwan reflektiert als Elefant (1937)),
- Doppelbildern (Die Beständigkeit der Erinnerung (1931), bei dem man Uhren sieht, aber an Käse denken könnte) oder
- surrealen Skulpturen und Objekten wie dem Mae West Lips Sofa (1937).
Bekannteste Werke
Hierzu zählen sicherlich seine surrealistischen Bilder
- Die Beständigkeit der Erinnerung (1931 – 24,1 × 33 cm – Öl auf Leinwand – im Museum of Modern Art in New York ausgestellt und 2019 auf einen Wert von 106 Millionen US-Dollar geschätzt)
- Die Versuchung des heiligen Antonius (1946 – 89,5 × 119,5 cm – Öl auf Leinwand – im Royal Museum of Fine Arts of Belgium in Brüssel ausgestellt – Wert unbekannt, es gilt aber als eines von Dalís wichtigsten surrealistischen Werken) und
- Die Elefanten (1948 – 51× 77 cm – Öl auf Leinwand – befindet sich in einer Privatsammlung und wird daher aktuell nicht ausgestellt. Auch sein Wert ist nicht bekannt. Er dürfte sich aber in einem ähnlichen Rahmen wie dem der anderen surrealistischen Werke bewegen und somit im US-Dollar-Millionenbereiche liegen. Ferner zählt es zu Dalís bekanntesten und beliebtesten Werken, die regelmäßig gedruckt und in Posterform aufgelegt werden)
Ideen und Hintergründe
Aus Die Beständigkeit der Erinnerung wird dabei häufig Dalís Interesse an Freuds Theorien, deren Mittelpunkt das Träumen, die Sexualität und das Unbewusste bildeten, herausgelesen. Die Idee dazu soll Dalí beim Anblick eines schmelzenden Camemberts gekommen sein. Die zerfließenden Uhren gelten als Metaphern für die Flüchtigkeit des Lebens und die Relativität der Zeit.
Bei Die Versuchung des heiligen Antonius handelt es sich um einen Beitrag zu einem Wettbewerb zwischen elf Künstlern für einen Film namens „The Private Affairs of Bel Ami“. Dieser Wettbewerb wurde von der New Yorker Loew Lewin Company organisiert, die auch das Motiv vorgab. Wahrscheinlich war es sogar der einzige Wettbewerb, an dem Salvador Dalí jemals teilnahm. Ohne ihn zu gewinnen, da der Sieger Max Ernst hieß, wobei Dalís Werk deutlich berühmter wurde.
Die Inspiration für Die Elefanten dagegen fand Dalí in einer Skulptur eines einen Obelisken tragenden Elefanten von Gian Lorenzo Bernini in Rom. Dabei kam auch Dalís paranoisch-kritische Methode zum Tragen. Im Zuge dieser verzerrte er Realität so sehr, dass eine neue, auf Fantasie und dem Unbewussten basierende Realität entstand. Diese systematische Erzeugung von irrationalen Assoziationen gilt als Vorstufe der späteren „nuklearen Mystik“.
Dalís exzentrische Persönlichkeit
Sein Aussehen
Bereits sein surrealistischer Malstil war etwas Besonderes, – doch Dalís eigenes Auftreten noch zusätzlich. So wurde sein extrem feiner, langer und gezwirbelter Bart zu seinem Markenzeichen. Dieser war eine Anspielung auf Diego Velázquez (einen Maler des 18. Jahrhunderts) und wurde in einem eigenen Buch – Dalí’s Mustache – zusätzlich verewigt.
Ferner experimentierte Salvador Dalí mit Begeisterung mit seinen Haaren und seinem dandyhaften Kleidungsstil. Darunter fielen Anzüge, Mäntel, Schmuck, Schals und Hüte, die er stets einzigartig kombinierte. Das Ergebnis war ein knalliger Jahrhunderte-Cross-over-Look mit Elementen aus dem Wilden Westen, der Renaissance oder dem Orient. Hinzu kamen Accessoires wie Monokel, Brillen, Gehstöcke oder extravagante Haustiere. Man denke nur an seinen zahmen Ozelot, mit dem er 1973 in Johnny Carsons US-amerikanischer „The Tonight Show“ auftrat.
Seine Interessensgebiete
Doch nicht nur Dalís Aussehen, auch seine Interessen zeichneten sich durch Vielfältigkeit aus. Sie umfassten unter anderem…
- Siegmund Freunds Theorien zum Unbewussten, den Träumen und der Sexualität. So befasste er sich mit Freuds Werken und traf ihn persönlich. Zusätzlich widmete er Freund Werke wie Das Rätsel Wilhelm Tells (1933) sowie Die Metamorphose des Narziss (1937). Dalís Interesse daran führte sogar zur Entwicklung der „paranoisch-kritischen Interpretation“.
- die Religion, zu welcher der Maler eine ambivalente Haltung entwickelte. Nach einer katholischen Erziehung wandte er sich in seiner Jugend dem Atheismus und Anarchismus zu. Später fand er offenbar jedoch erneut Zugang zum Katholizismus. Dabei bearbeitete er Themen wie die Eucharistie, die Darstellung der Madonna oder die der Kreuzigung.
- die Wissenschaft. Hierunter fielen unter anderem die Quantenmechanik, die Atomphysik, die Relativitätstheorie sowie die Genetik. Als „nuklearer Mystiker“ (so seine Selbstbezeichnung) war es sein Ziel, eine Symbiose aus Religion und Wissenschaft zu erzeugen und künstlerisch darzustellen. Stichworte schmelzende Uhren, DNA-Spiralen oder Doppelbilder. In diesem Zusammenhang interessierte sich Salvador Dalí auch für die kreative Anwendung von Techniken wie der Holografie und der Stereoskopie.
- die Politik. Sich selbst bezeichnete Salvador Dalí als „apolitisch“ und seine Kunst als über den verschiedenen Ideologien stehend. Dennoch äußerte er sich sowohl über Hitler, Mussolini und Franco positiv, was viele Surrealist*innen verärgerte und zu seinem Ausschluss aus der Bewegung führte. Inwiefern der Maler wirklich überzeugt rechtsradikal war, wird in der Forschung noch immer diskutiert. Die meisten Expert*innen sehen in ihm inzwischen aber eher einen Opportunisten und Kollaborateur.
Salvador Dalí: Persönlichkeit und kontroverses Auftreten
Salvador Dalí war für seine Kontroversen bis skandalösen Auftritte bekannt. So wurde er 1934 gemeinsam mit Gala an der US-amerikanischen Grenze verhaftet. Außerdem wäre er in London 1936 beinahe erstickt. Der Grund dafür: Sein Auftreten im Taucheranzug mit Tauchermaske, was als Symbol fürs Eintauchen ins Unbewusste stehen sollte. Ohne die Hilfe eines Freundes wäre er fast nicht mehr aus dem Helm gekommen.
1939 schloss man ihn sogar aus der Surrealisten-Bewegung aus, weil er Hitler positiv erwähnt hatte. Aus Protest fertigte er ein Riefenstahl-Porträt an und bezeichnete sich als „Hitler-Dalí“. Aber auch in der katholischen Kirche sorgte er 1955 mit einem Porträt von Papst Pius XII.. Mit einem Porträt, das diesen als kosmischen Riesen über einer Landschaft darstellte, für Irritationen. Immerhin werteten es viele Katholik*innen als Blasphemie.
Dass er nicht leicht zu fassen war, beweisen sogar die geteilten zeitgenössischen Familien-und-Künstler*innen-Meinungen über ihn. So beschrieb ihn etwa seine Schwester Ana Maria in ihrem Werk Dalí as Seen by His Sister als normalen Jungen mit glücklicher Kindheit. Dalí hingegen protestierte dagegen vehement. Ergänzend berichtete er von sich als Sadisten, dem es gefiel, Menschen und Tieren Schmerzen zuzufügen. Was aber weder beleg-, noch verwerfbar zu sein scheint und daher wohl offengelassen werden muss.
Sein weiteres Umfeld sprach ebenfalls differenziert von ihm. So bewunderten ihn unter anderem Luis Buñuel, André Breton, Pablo Picasso oder Joan Miró für seine Kunst. Später distanzierten sie sich aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner politischen Ansichten jedoch (wieder) deutlich von ihm. Somit war Salvador Dalí wohl das, was man eine ambivalente Persönlichkeit nennt. Einerseits war er (technisch) sehr fähig und innovativ, andererseits egozentrisch und auf Selbstinszenierung bedacht.
Salvador Dalí außerhalb der Kunstwelt
Dalí und der Film
Dalí arbeitete mit verschiedenen Filmemachern wie Luis Buñuel, Alfred Hitchcock, Fritz Lang und Walt Disney zusammen. Zwar kamen bei den Projekten mit den beiden Letztgenannten keine Leinwandergebnisse zustande. Dennoch waren ansonsten einige berühmte Projekte im surrealistischen Kino-Genre dabei. Dazu zählten unter anderem Le chien andalou (1929) und L’age d’or (1930), die er mit Buñuel umsetzte. Und auch die Traumsequenz aus Hitchcocks Werk Spellbound (1945) ging nicht unwesentlich durch Dalís brennende Giraffen, schmelzende Uhren und aufgerissene Augen in die Geschichte ein. Das Kino, Hollywood und Dalí harmonierten laut Kritiker*innenaussagen wie denen von Jordí Hauptman auch aus anderen Gründen miteinander. Der Film sei ein Massenmagnet. Außerdem könnten in ihm die Grenzen von Realität von Imagination hervorragend verschwimmen. Genau passend zu Dalís eigener hyperrealer Malerei und dessen Wunsch, ebenfalls ein relevanter Teil der Populärkultur zu sein.
Dalí und die Mode
Ergänzend entdeckte Salvador Dalí die Modewelt für sich und arbeitete dort mit Künstler*innen wie…
- Elsa Schiaparelli,
- Coco Chanel,
- Christian Dior,
- Jean Paul Gaultier,
- Alexander McQueen oder
- John Galliano
…zusammen. Sie alle fühlten sich von Dalís eigenen Ideen bezüglich theatralischer Inszenierungen, kreativer Mode-Umsetzungen von historischen, literarischen und kulturellen Cross-overs und seiner eigenen ästhetischen Identität angezogen.
Die Selbstinszenierungen und die gekonnte Provokation, die Salvador Dalí an den Tag legte, begeisterten aber auch andere Kulturschaffende. So zähl(t)en unter anderem John Lennon, Elvis Presley, David Bowie, Marilyn Manson, Lady Gaga oder The Pixies zu seinen Fans. Einige von ihnen wie Freddie Mercury, Salvador Sobral, Nicki Minay, Madonna und Katy Perry übernahmen sogar Teile seiner Ästhetik wie seinen Schnurrbart oder seine Outfits.
Salvador Dalí und sein Einfluss auf die Pop-Kultur
Dalí machte sich mit dem ironisch-kritischen Einbeziehen von Alltagsgegenständen, Massenmedien und Werbung in die Kunst auch einen Namen als Pop-Art-Pionier. Dadurch inspirierte er unter anderem Jeff Koons, Andy Warhol oder Roy Lichtenstein. Außerdem waren Sex, Tod und Identität auch für Sarah Lucas, Takashi Murakami und Damien Hirst interessante Themen. Und last but not least entwarf er 1969 das Chupa-Chups-Logo, das noch heute Verwendung findet.
Spätere Jahre und Vermächtnis
Nachdem der spanische Bürgerkrieg 1936 ausgebrochen war, verlagerte er seinen Aufenthaltsschwerpunkt nach Paris. Dort kam es jedoch zu einer Distanzierung von den Surrealist*innen. Gleichzeitig bereiteten die Geschehnisse in Spanien im Sorgen. Das lässt sich unter anderem an Werken wie Das weiche Bauwerk der Stunde (1936) oder Die Vorsehung (1936) erkennen.
Von 1940 bis 1948 ging er mit Gala ins Exil in die USA. Dort erwies er sich im Zuge von Ausstellungen, Vorträgen und interdisziplinären Projekten als gefragter Künstler. Dabei wandte er sich mehr und mehr vom Surrealismus ab. Nach seiner Rückkehr nach Spanien malte er zudem primär im klassischen, von der Renaissance und Klassik geprägten Stil (Die Madonna von Port Lligat (1949)). Ebenso probierte er sich auch an stereoskopischen Bildern wie Dalí von hinten malt Gala von hinten (1972-1973) aus.
Ferner widmete er sich von 1960 bis 1974 dem Aufbau des in Figueres gelegenen Teatro-Museu Dalí. Dabei handelt es sich um die weltweit größte surrealistische Anlage inklusive einer umfassenden Präsentation seines Werks. Auch befindet sie sich ganz in der Nähe seines Geburtshauses, seiner Taufkirche und des alten Stadttheaters. Dort durfte Salvador Dalí mit 14 Jahren seine erste eigene Ausstellung präsentieren.
Von ähnlicher Bedeutung waren auch die Arbeiten an der mittelalterlichen Burg Púbol. Diese schenkte er Gala 1969 und restaurierte sie im Sinne seiner surrealistischen Ideen. Der Plan dahinter war, sie zu einer Königin mit eigenem Schloss zu machen. Einem Schloss, das eine einzigartige Kombination aus Kunst, Malerei, Architektur und dem Herstellen von Skulpturen darstellen sollte. Außerdem war es sein Wunsch, dass er nur nach ihrer ausdrücklichen Einladung zu Besuch kam. Tatsächlich wohnte sie von 1971 bis zu ihrem Tod dort, erhielt Besuche von Gästen und Liebhabern und liegt im kryptaeigenen Mausoleum beerdigt. Dalí selbst zog sich erst nach ihrem Tod hierher zurück und blieb dort bis zu seinem Brandunfall 1984. Dazu und zu seinen letzten Lebensjahren folgen im Abschnitt „Welche Krankheiten hatte Dalí?“ noch einige weitere Informationen.
Salvador Dalís Vermächtnis an die Kunstwelt
Das Vermächtnis, das der Maler der Nachwelt hinterließ, zeichnet sich durch Abwechslungsreichtum und Provokation aus. Zweifelsfrei kann Dalí als einer der einflussreichsten und bedeutendsten Surrealisten gewertet werden, der ganze Künstler*innengenerationen aus den verschiedensten Branchen inspirierte. Zudem war er vielseitig interessiert und schaffte es, diese Interessen in unterschiedlichen Projekten zielgerichtet und für die Betrachter*innen verblüffend kombiniert auszudrücken.
Gleichzeitig provozierte er in diversen Hinsichten. Sei es durch seine (angeblichen) Sympathien für Diktatoren, durch seinen Narzissmus oder auch den Aufruhr um die von ihm signierten Blanko-Papierbögen. Diese hatten gefälschten Drucken Tür und Tor geöffnet.
In jedem Fall ist festzuhalten, dass Dalís Wirkung auf die Außenwelt wahrscheinlich deutlich geringer ausgefallen wäre, hätte er Gala nicht an seiner Seite gehabt. Immerhin war sie Muse, Lebensgefährtin und Managerin in einer Person. Zwar hatten Salvador Dalí und sie unterschiedliche Vorstellungen von Erotik und sie pflegte diverse Affären. Dennoch war sie für ihn sowohl in kreativer als auch in finanziell-regelnder Hinsicht unverzichtbar und die beiden waren sehr eng miteinander verbunden.
Häufige Fragen & Antworten
Dalí ist aufgrund verschiedener Faktoren sehr berühmt: Er war sehr exzentrisch und inszenierte sich mit Begeisterung selbst. Das brachte ihm viel Aufmerksamkeit ein, löste jedoch auch diverse Kontroversen aus. Dalí war sehr innovativ, was seine Techniken betraf. Außerdem etablierte einen Malstil, wie ihn die Welt in dieser Form vorher noch nicht gesehen hatte. Er blickte über seinen eigenen Tellerrand hinaus und ging verschiedene interdisziplinäre Kooperationen ein. Diese wurden teilweise sogar selbst zu Meilensteinen in anderen Kunst-und-Kulturbereichen.
Salvador Dalí litt seit 1981 an einem starken, durch die Parkinsonkrankheit bedingten Tremor. Nur ein Jahr später starb Gala. Ihr Tod führte dazu, dass er die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verweigerte. Aufgrund der damit verbundenen Dehydration verlor er die Fähigkeit, zu schlucken. Dieser Verlust wiederum sorgte dafür, dass er künstlich per Nasensonde ernährt werden musste. Auch konnte er lediglich noch flüstern, weil seine Stimme zunehmend versagte. Ferner kam es am 19. August 1984 zu einem Brand mit ungeklärter Ursache. Gemeinhin steht ein Elektro-Heizgerät im Verdacht, einen Kurzschluss ausgelöst zu haben. Dabei trug Dalí schwere Verbrennungen am Körper davon. Er konnte von einem Mitarbeiter nur in letzter Sekunde aus dem Gebäude getragen werden. Daraufhin musste Dalí mehrere Wochen in einem Krankenhaus in Barcelona verbringen. In der Folge stellte er seine künstlerischen Aktivitäten 1985 ein.
Dalí starb am 23. Januar 1989 in Figueres – offiziell an Herzversagen. Wobei letztlich davon auszugehen ist, dass sein Ableben im Kontext seiner Vorerkrankungen stand. Wie von ihm gewünscht, balsamierte man seinen Körper nach dem Tod ein. Denn dieser solle nach Dalís eigenem Wunsch mindestens 300 Jahre erhalten bleiben. Ergänzend wurde er mit einer Tunika mit Doppelhelix-Borte und Marquès-Krone bekleidet.
Seine Grabstätte befindet sich jedoch nicht neben der von Gala in der Schloss-Púbol-Gruft. Stattdessen liegt sie in der Krypta des Teatre-Museu in Figueres unter der dortigen Glaskuppel. Ein zusätzlicher Grund, warum das Museum ein beliebtes Besuchsziel für Tourist*innen aus aller Welt darstellt. Zumal es im Rahmen eines Tagesausflugs von Barcelona aus erreichbar ist.
Quellen & Einzelnachweise:
[1] Artikelbild: Philippe Halsman, Public domain, via Wikimedia Commons
[2] Roger Higgins, World Telegram staff photographer, Public domain, via Wikimedia Commons
[3] Carl Van Vechten, Public domain, via Wikimedia Commons
[4] Iberia Airlines, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
[5] Unknown authorUnknown author, distributed by: United Artists, Public domain, via Wikimedia Commons
[6] Folger Shakespeare Library, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
[7] Folger Shakespeare Library, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons