Fast jede Metropole hat einige Künstler und andere Prominente hervorgebracht, die untrennbar mit der Stadt verbunden werden. Wenn der berühmteste Sohn einer Stadt aber kein Musiker oder Schauspieler, sondern ein Architekt ist, gilt das noch immer als außergewöhnlich. Doch wer würde in Barcelona schon Gewöhnliches erwarten? Die Stadt ist jedenfalls mit Fug und Recht stolz auf ihren großen Architekten Antonio Gaudí. Dessen berühmtestes Bauwerk ist freilich die Sagrada Família – doch er hat noch andere großartige Ideen umgesetzt. Eine davon ist in Form der Casa Batllo (Aussprache ungefähr wie Batio, das T ähnlich wie ein Doppel-D und das IO ähnlich wie in Million) zu besichtigen. Ein Besuch im „Haus der Knochen“ lohnt sich und er sollte bei jedem Barcelonafan ganz oben auf der Agenda stehen.
Was Du in diesem Artikel erfährst?
- Warum die Casa Batlló ein so großer architektonischer Hingucker ist,
- mit welchen handwerklich-künstlerischen Tricks und Symboliken Antoni Gaudí ihr diesen ganz besonderen Charme verliehen hat und
- wie die besten Besichtigungszeiten und Anfahrtswege aussehen.
Casa Batlló Tickets & Eintritt
Für das Casa Batlló gibt es verschiedene Ticket-Optionen: Ohne Anstehen und damit keine Warteschlange. Mit Audioguide und Tablet für VR Erlebnis. Zugang zu Privatzimmern und zur Dachterrasse. Magische Nächte mit Musik & Show auf dem Dach. Es gibt auch ein Kombi-Ticket für die Casa Batlló und Casa Milà. Beide Sehenswürdigkeiten liegen an der Passeig de Gracia und sind nur 6 Minuten zu Fuß auseinander. Ein Besuch beider Gaudí Bauwerke lohnt sich!
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Was kann man in der Casa Batlló sehen?
Casa Batlló von Innen
Natürlich kann das Gebäude nicht nur von außen betrachtet, sondern auch von innen besichtigt werden. Und von hier aus wirkt die Casa Batlló gar nicht mehr bedrohlich. Auch hier vermied Gaudí es sehr geschickt, zu viele rechte Winkel und gerade Linien zu verbauen. Stattdessen ließ er sich wieder einmal von der Natur inspirieren, womit ihm eine bemerkenswerte Sanierung der Innenräume gelang. Eine wichtige Grundlage dafür war seine Idee, Funktionalität mit Design harmonisch zu verbinden. Ein Ansatz, der natürlich verschiedene Auswirkungen auf die Möbel-Ergonomie, aber auch auf Tragwerke, Lüftungs- und Belichtungsverhältnisse hatte.
Das Ergebnis besteht hier aus sehr viel Licht, schwungvollen Arkaden und einem frei im Raum schwebenden Aufzug. Der wurde installiert, lange bevor diese Bauform in unserer heutigen Zeit an Popularität gewinnen konnte! Natürlich ganz klassisch mit Holz als Material und runden Knöpfen. Doch nicht nur der Aufzug ist eindeutig sehenswert. Auch…
- die Eichenholztreppe ohne gerade Linien, das sich wie die Wirbelsäule eines Tieres nach oben in die zweite Etage schlängelt und deren Handläufe ergonomisch geformt sind,
- die Wände des Treppenhauses, die aus unterschiedlich blau-weiß schattierten Keramikfliesen bestehen und in Chiaroscuro-Technik angeordnet sind, sodass das Lichtspiel extrem ausgewogen ist oder
- die Nutzung von Fenstern als Licht- und Belüftungsschacht, wobei die tiefer am Gebäude sitzenden Fenster auch größer sind, zeugen von Gaudís großem kreativem Mut und technischem Verstand.
Doch das sind natürlich bei Weitem noch nicht alle Räumlichkeiten und Sehenswürdigkeiten, die Du im Inneren der Casa Batllo entdecken kannst. Ein anschauliches Beispiel dafür ist das von einer Bank und einem Kamin geprägte Arbeitskabinett von Josep Batlló. Ebenso erwähnenswert ist aber auch die Beletage, die sich durch ihre „Blasen-Buntglasfenster“ und die whirlpoolartige Kronleuchter-Spiral-Kombination an der Decke als eindeutig maritim erweist und die mit raffinierten Lichteffekten (zum Beispiel durch die Streuung des Sonnenlichts) für Staunen sorgt.
Aber damit ist im Interieur der Casa Batlló noch lange nicht Schluss. Der Innenhof der Casa enthält eine wunderbare Terrasse, die zum morgendlichen Kaffee-Trinken einlädt. Und auch der Dachboden, dessen kathedralenartigen Bögen den Eindruck von Walrippen vermitteln und für eine ebenmäßige Druckverteilung und optische Raumvergrößerung sorgen, ist absolut sehenswert!
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Dach der Casa Batllo
Ähnlich verhält es sich in puncto Optik und Nutzen mit dem Dach, dessen schuppige Optik an die Haut und dessen Grat an die Rückenform eines Drachen erinnern. Ein kleiner Turm mit Kreuz schließlich symbolisiert das Schwert beziehungsweise den Speer (je nach Darstellung) des heiligen Georgs, die Kreuzenden vom Turm die Heiligen. Überhaupt hatte das Dach eines Gebäudes für Gaudi eine spezielle Bedeutung. So in etwa, wie auch jeder Hut und jeder Kopf eine ganz eigene, individuelle Beziehung miteinander eingehen. Und natürlich ist auch eine Terrasse auf einem Dach, dementsprechend ein ganz besonderer Ort. Der Ort, wo sich der Himmel über der Stadt mit dem von Gaudí „bearbeiteten“ Gebiet verbindet.
Apropos Dachterrasse: Im Sommer wird die Dachterrasse Abend für Abend zu einer ganz besonderen Cocktail-Bar. Hier lässt sich der Sonnenuntergang ganz ohne Schattenwurf der umliegenden Gebäude genießen. Dazu gibt es Live-Musik, die von einer ganz besonderen Light-Show untermalt wird und ein sehr entspanntes Miteinander der Besucher. Nachts im oder besser auf dem Museum kann es so schön sein … Antonio Gaudí hätte dem sicher zugestimmt!
Aber auch bei Tag hast Du hier eine tolle Aussicht auf den Passeig de Gracia. Und nicht nur das: Hier befindet sich ein kleiner Raum, der ehemals ein Wasserspeicher war. Heute dient er als „Wohnort“ für einen Brunnen, der die spielerische Verbindung von physikalischen Prozessen und der Natur symbolisiert. Ähnlich zu betrachten ist auch die Anordnung der Kamine des Hauses. Sie sind gleichermaßen ein Ornament und dienen der Rauchfreisetzung. Da sage einmal jemand, dass Kunst und Architektur nicht auch praktisch sein können!
Fassade der Casa Batllo
Die Fassade des Hauses besteht aus Sandstein, das mit bunten Mosaiken behängt wurde. Gerade Linien und rechte Winkel wurden so weit wie möglich vermieden – typisch Gaudí eben. Hier wird auch klar, weshalb die Casa Batlló auch als „Haus der Knochen“ gilt: Die Balkone und Geländer erinnern an Knochen und Schädelteile, die einem Lindwurm gehören könnten. Und die Fenster machen einem Fischmaul Konkurrenz …
Der Drache – selbstverständlich in Kombination mit St. Georg, dem Schutzpatron Kataloniens – war ohnehin eines der liebsten Symbole der zeitgenössischen Industriellen. Kein Wunder also, dass die Fassade dies gerne widerspiegeln durfte. Um dies zu erreichen und gleichzeitig noch weitere ästhetische Kniffe einzubauen, ließ Antoni Gaudí die beiden Fassaden vollkommen umbauen. Eine davon ist vom Passeig de Gracia aus erkennbar, die andere entdeckst Du, wenn Du Dich im Innenhof der Casa Batllo befindest. Sie zeichnen sich durch zwei große Motive aus:
- Einmal die bereits erwähnte Drachengestaltung und
- andererseits die Anlehnung an Monets Gemälde „Teich mit Seerosen“. Diese Ähnlichkeit kommt dadurch zustande, dass der Lichteinfall der Morgensonne auf die Keramikkreise und mehrfarbigen Glassplitter dafür sorgt, dass deren Farben dann denen des Regenbogens Konkurrenz machen. Eben fast wie bei einem Stein, den jemand soeben ins Wasser geworfen hat!
Übrigens, wo wir beim Thema Patriotismus, Drachen und Rosen sind: Am 23. April ist nicht nur der Tag von Sant Jordi, sondern auch der katalanische Valentinstag. Und was wäre der Valentinstag ohne Rosen? Eben – deswegen ist an diesem Zeitpunkt die Fassade des Batlló-Hauses über und über mit Rosen verziert. Ein absolut beeindruckendes Bild!
Geschichte der Casa Batllo
Barcelona war schon immer eine sehr kreative Stadt. Daher war es kein besonderes Ereignis, als in den Jahren 1898 bis 1906 drei Architekten beauftragt wurden, auf dem Passeig de Gracia drei nebeneinanderliegende Häuser im Stil des Modernismus zu errichten. Über diese Vorgaben hinaus wurde den Architekten dabei recht freie Hand gelassen und das Ergebnis ist noch heute in aller Pracht zu bestaunen. Die Casa Batlló wurde von Antonio Gaudí entworfen und ist das eindrucksvollste dieser drei Häuser. Tatsächlich entstand der Bau bereits zwischen 1875 und 1877, wurde aber Jahre später von Gaudí im Auftrag des Hausbesitzers Josep Batlló i Casanovas umfassend umgestaltet. Von Anfang an war eine Nutzung als Wohngebäude vorgesehen und noch heute befinden sich in der Casa Batlló einige bewohnte Appartements. Seit 2005 ist die Casa Batllo übrigens auf der Liste der UNESCO Welterbestätten.
Das Video wird von Youtube eingebettet. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.
Anreise & Karte
Adresse: Pg. de Gràcia, 43, 08007 Barcelona
Nicht jedes innerstädtische Kulturdenkmal besitzt eine eigene Postanschrift. Die Casa Batlló allerdings schon: Du findest sie am Passeig de Gràcia 43, rund 500 Meter von der Plaça de Catalunya entfernt. Du kannst also bis dort die Metro nehmen und anschließend einen kleinen Spaziergang machen, noch dichter dran ist allerdings die Metrostation Passeig de Gràcia. Diese wird von den Linien L2, L3 und L4 in schneller Taktung angefahren.
Öffentliche Verkehrsmittel
Mit der Hola Card kannst Du den ÖPNV in Barcelona so oft nutzen, wie Du willst. Wenn Du zusätzlich noch die Sagrada Família und den Park Güell anschauen willst, dann greife zum BCN Essentials Pass.
- Metro: L2, L3, L4 – Haltestelle: Passeig de Gràcia
- Zug: MD, R. EXPRES, R2, R2N, R2S, REGIONAL – Haltestelle: Passeig de Gràcia
- Bus: 7, 22, 24, N4, N5, N6, N7, V15 – Haltestelle: Pg. de Gràcia – Aragó
- Taxi: Bequem per FREENOW App bestellen
- Hop-on Hop-off Bus Haltestelle: Casa Batllo – Fundacio Antoni Tapies
(Zum Vergrößern auf die Karte klicken)
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Häufige Fragen & Antworten
Eine aktuelle Übersicht findest du in unserem Artikel Casa Batlló Öffnungszeiten.
Die Casa Batllo wurde 1877 für den Textilindustriellen Josep Batllo i Casanovas errichtet. Zwischen 1904 und 1906 wurde sie durch Gaudi, Josep Maria Jujol & Joan Rubio i Bellver im Stile des Modernisme von Grund auf umgestaltet.
Architektonisch ist dieses Gebäude „ein echter Gaudí“. Bereits auf den ersten Blick erkennt man die geschwungenen, von der Natur inspirierten Formen, die den großen Künstler so berühmt gemacht haben. Allerdings wirkt die Casa Batlló von außen eher finster und bedrohlich und hat kaum etwas von der Leichtigkeit eines Park Guell oder der Sagrada Família. Diese Düsternis ist aber nicht dem Baustil der Modernisme geschuldet, sondern liegt an der Message des Gebäudes: Mit etwas Fantasie wird die Geschichte des Heiligen Georg (Sant Jordi) ersichtlich, der ja als Schutzpatron Kataloniens gilt. Die Legende des Drachentöters wurde hier quasi in Stein gemeißelt respektive in Stein gemauert.
Grundlage der Konzeption war der Baustil des Modernisme, der als katalanisches Äquivalent zum deutschen Jugendstil gilt. Mit dem Aufkommen dieser neuen Bauform galt die zuvor vorherrschende, rein funktionale Industriearchitektur als verpönt. Stattdessen besann man sich nun auf geschwungene Formen und Farben im Sinne von „Bewegung“ und „Natürlichkeit“. Das „Katalanische Gewölbe“ mit seinen freitragenden Bogenkonstruktionen aus gebrannten Ziegeln ist ein typisches Beispiel dieser Architekturschule. Auch dekorative Keramikelemente, die vor allem natürliche Elemente wie Pflanzen und Tiere zeigten, schmückten seit der Zeit des Modernisme immer mehr Bauwerke in Katalonien. Auch die öffentlich zugängliche Dachterrasse zeigt zahlreiche dieser Elemente, wodurch man sich fast in eine Miniatur des Park Güell versetzt fühlen kann.
Casa Batlló: Fazit
Die Casa Batlló zählt zu Gaudís berühmtesten Bauwerken und ist eine wahrhaft sehenswerte Vertreterin des Modernisme, wenngleich sie dafür erst einmal umgestaltet wurde. Kein Wunder also, dass es mehrere stichhaltige Gründe gibt, sie bei einem Besuch genauer unter die Lupe zu nehmen.
- Besonders toll ist die Verbindung zwischen Architektur, Kunst und Natur, wie sie beispielsweise in der Umsetzung der Sankt-Georgs-Symbolik an Fassade, Treppe und Dach(-terrasse) deutlich wird.
- Gleichzeitig ist es unglaublich spannend zu sehen, dass hier auch tatsächlich jemand gewohnt und gearbeitet hat.
- Und last but not least bietet die Casa auch eine tolle Aussicht über die Dächer der Stadt und eine hervorragende Bühne für verschiedene kulturelle Veranstaltungen …
Also mit anderen Worten: Wenn Du vor ihr nicht zumindest gestanden hast, hast Du eins der größten Highlights in (Gaudís) Barcelona verpasst!
Hast Du Fragen oder Erfahrungen zur Casa Batlló? Schreib unten in die Kommentare!
Du willst wissen, was man in Barcelona gesehen haben muss?
Quellen & Einzelnachweise:
[1] https://www.dw.com/de/seerosen-von-claude-monet-704-millionen-dollar/a-57486663
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Josep_Maria_Jujol
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Joan_Rubi%C3%B3
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