Die Torre de Bellesguard gehört zu den Werken Gaudís, die nicht ganz so bekannt sind. Außerdem ist sie das einzige Gebäude, für das er zunächst auf Bauherren-Suche gehen musste. Doch diese beiden Punkte sollten Dein Interesse an ihr nun nicht schmälern, ganz im Gegenteil. An ihr kannst Du nämlich viele gestalterische Grundlagen und Elemente entdecken, die er in seinen weiteren Bauwerken wieder aufgriff und noch weiter perfektionierte. Sie wurde zwischen 1900 und 1909 errichtet zeigt, wie sich Gaudí das Mittelalter und die Gotik vorstellte und wie er sie in die zeitgenössische Architektur übersetzen wollte.
Was Du in diesem Artikel erfährst:
- Durch welche Besonderheiten sich die Torre auszeichnet,
- was es Spannendes über ihre Geschichte zu sagen gibt,
- zu welchen Öffnungszeiten Du sie besichtigen kannst und
- wo in Barcelona sie sich befindet.
Torre de Bellesguard Tickets & Eintritt
Du hast Lust auf eine Besichtigung der Torre de Bellesguard? Kein Problem, da sich der Ticketkauf* ziemlich simpel gestaltet. Besonderer Clou dabei: Die 40-minütige Führung per Live-Guide, die sowohl auf Englisch als auch Spanisch oder Katalanisch buchbar ist. Und wenn Dir ein Audio-Guide reicht, kannst Du diesen zusätzlich auf Französisch, Russisch oder Japanisch nutzen. Kostenlos kannst Du die Attraktion mit der Barcelona Card Modernista* besuchen.
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Gaudi Architektur der Torre de Bellesguard
Woran denkst Du vor allem, wenn die Sprache auf die gotische Architektur zu sprechen kommt? Richtig, bestimmt auch an…
- große Portale mit Rundbögen,
- Fassaden, die von Zinnen gekrönt werden und
- Fenster, die durch ihre feine, längliche Form beeindrucken.
Und tatsächlich wirst Du Dich bei Bellesguard sehr wahrscheinlich daran erinnert fühlen. Obwohl Antoni Gaudí abgesehen von den oben genannten Aspekten doch etwas an der klassischen Gotik gespart hat. Stattdessen hat er sich etwas Abweichendes einfallen lassen, das vertraut und neu zugleich ist. Sehen wir uns doch einige Aspekte einmal genauer an und stellen fest, wie ihm das gelang.
Die Maße des Gebäudes
Die Grundfläche der Torre entspricht nahezu einem Quadrat mit einer Kantenlänge von etwa 15 Metern, wobei die Diagonalen zwischen den Ecken auf die vier verschiedenen Himmelsrichtungen deuten. Zusätzlich verfügt das Gebäude über zwei Anbauten, die Salongalerie und den Treppenturm. Beide sorgen für eine geschlossene und überaus kompakte optische Wirkung. Aber Gaudí wollte nicht nur Masse, auch Größe war gefragt. Diese erreichte er dadurch, dass die Turmhaube nicht nur konisch geformt ist, sondern auch sehr langgezogen wirkt. In Kombination mit den ebenfalls entsprechend verlängerten Fenstern entsteht so der Eindruck, dass es sich um ein extrem hohes Gebäude handelt. Tatsächlich beträgt die Höhe bis zur Turmkreuz-Spitze aber ’nur‘ 33 Meter.
Fassade und verbaute Materialien
Wie bereits angesprochen, nahm Gaudí verschiedene gotische Elemente ins Visier und interpretierte sie neu. Den Hauptportal-Rundbogen beispielsweise ergänzte er durch sechs- sowie achteckige Mosaiksteine. Diese ergeben einen klaren Kontrast zu den Schiefersteinen, die er für den Rest des Gebäudes benutzte und die vor allem grünlich-gräulich gefärbt sind. Sehr clever dabei: Die Schiefersteine befanden sich sowieso auf dem Grundstück – also passte es auch direkt in die Umgebung! Das für den Torre-Bau vor allem genutzte Material ist jedoch verputzter Backstein, wobei im Fenster-und-Türenbereich auch eine Mörtel-Kieselstein-Mischung eine Rolle spielt.
Die einzelnen Räume
Der gesamte Gebäudekomplex enthält folgende Räumlichkeiten:
- Einen Keller,
- ein Unter- und
- zwei Wohngeschosse sowie
- einen zweistöckig angelegten Dachboden.
Während das Kellergeschoss und die von der Straße abgelegenen Untergeschossbereiche Lager- und Versorgungsräume darstellten, diente das untere Hauptgeschoss als Ess- und Wohnzimmerbereich. In der Etage darüber konnte man schlafen und der Dachboden bot sich zum Waschen und Trocknen der Wäsche an. Also kurz gesagt: Nicht nur repräsentativ, sondern auch nützlich, die Torre! Dass die Detailgestaltung dabei dennoch nicht zu kurz kam, beweist die Innenraumgestaltung.
Das Innere der Torre de Bellesguard
Wie Du ganz bestimmt weißt, neigte Gaudí zu recht speziellen Statik-und-Optik-Planungen. Und obwohl die Torre nicht mit der Casa Batlló oder der Sagrada Família zu vergleichen ist, enthält sie schon einige beeindruckende Merkmale, die darauf hinweisen, was Dich bei späteren Gaudí-Werken erwartet. Unter anderem…
- Deckenböden, die vergleichsweise fein sind und durch ihre parallele Anordnung und ihren recht spitzen Zulauf dafür sorgen, dass keine Tragbalken nötig sind.
- ein helles, lichtdurchflutetes Treppenhaus (und überhaupt ein solches Gebäude), sodass faszinierende Licht- und Schattenspiele die Folge sind.
- bunte Wandfliesen und geschwungene Bögen, die die Opulenz und den Geschmack eines andalusischen Palastes widerspiegeln.
Oder mit anderen Worten: Die Fassade mutet gotisch an. Aber im Inneren herrscht eher eine maurische bis mudejarische Gestaltung vor, in der sich Christen- und Judentum sowie Islam die Hand reichen. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass die Realisation des Mudejarstils vor allem auf Gaudís Nachfolger Domènec Sugrañes i Gras zurückzuführen ist …
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Das Dach
Da das Gebäude frei auf dem Grundstück stehen würde, entschied sich Gaudí im Sinne der besseren Hitzeisolation für ein doppeltes Dach. Die Fläche des unteren Dachbodens entspricht damit der der Grundfläche des Gebäudes. Er stellt auch die Basis für die aus diversen Backsteinbögen und acht Säulen bestehende Dachkonstruktion dar. Eine ziemlich mutige Konstruktion und selbst für Gaudís Mitarbeiter statisch nicht so ganz erklärlich. Doch eins muss man ihr lassen: Sie hält – und das selbst mehr als 100 Jahre nach ihrer Errichtung.
Der darüber liegende Dachboden ist immerhin noch 70 m² groß und zeichnet sich durch ein Spitzbogen-Gewölbe aus. Zudem besitzt die Spitze eine Aussichtsplattform, von der aus Du einen großartigen Blick über die Umgebung des Stadtviertels genießt. Und wenn Dir ein Standpunkt dabei nicht reicht und ein Rundgang am Dach entlang noch eher Deins ist, kannst Du dich über den Dachrundgang freuen! Das Geländer bilden passenderweise die Dachzinnen …
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Geschichte der Torre de Bellesguard
Die Geschichte des Gebäudes reicht bis ins Mittelalter zurück. Jedenfalls, wenn Du es beim Gebäude an sich nicht ganz so genau nimmst. Das erste Gebäude zur schönen Aussicht war nämlich kein Landhaus, sondern der Sommerpalast des aragonischen Königs. Und passend zur Lage nannte man diesen Palast „Palau de bell Esguard“ – eine Bezeichnung, bei der es in Bezug zur modernen Torre bei Dir durchaus klingeln dürfte. Nachdem Martin I. 1410 nachfolgerlos gestorben war und die nachfolgende, kastilische Krone das Gelände 1422 verkaufte, verfiel der Palast zunehmend. Und natürlich wurden seine Reste nicht gerade dadurch besser, dass es sich der Räuber Serrallonga mit seinen Kumpanen im 17. Jahrhundert dort gemütlich machte. Indes, es tat sich einige Zeit danach etwas. Etwas ganz für die Anlage ganz Entscheidendes!
Gaudí entdeckte das Gelände und Gebäude für sich
Bis das Ende des 19. Jahrhunderts erreicht war, standen vom gotischen Palast nur noch Reste. Dafür gehörte das Gelände nun Juan Bautista Grau y Vallespinos. Er war ein Bischof, der den jungen Gaudí gut kannte und von dessen Fähigkeiten überzeugt war. So sehr, dass er ihm bereits den Auftrag erteilt hatte, den Bischofspalast von Astorga zu entwerfen. Grau y Vallespinos hatte zudem in seinem Testament verfügt, dass seine Besitztümer nach seinem Ableben zugunsten einer Stiftung für den Bau einer Schule zu verkaufen seien.
Gaudí wusste um diesen Umstand. Auch begeisterte er sich stark für den geschichtsträchtigen Ort, dass er sich um eine Vermittlung zwischen dem Vollstrecker des Testaments und der potenziellen Käuferin Maria Sagués Molins bemühte. Sie war passenderweise die Witwe des vermögenden Mehlhändlers und Gaudí-Fans Jaume Figueras. Die Vermittlung gelang und die Käuferin beauftragte Gaudí denn auch mit der Planung und Umsetzung eines beeindruckenden Landhauses in dem noch recht jungen und wenig bebauten Stadtgebiet. Also mit einem Projekt, an dem Gaudí somit für zwei Jahre (von 1900 bis 1902) arbeitete, bevor der nicht minder bekannte Architekt Domènec Sugrañes i Gras übernahm und die Arbeiten 1909 abschloss.
Häufige Fragen & Antworten
Öffnungszeiten der Torre de Bellesguard
Die Zeiten, an denen Du die Torre besichtigen kannst, sind dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 15:00 Uhr. Das gilt für alle Sonn- und Feiertage mit Ausnahmen des 1. und 6 Januars sowie des 25. und 26. Dezembers.
Wo steht die Torre de Bellesguard in Barcelona?
Die Adresse, an der sich das vergleichsweise unbekannte Architektur-Kunstwerk von Antoni Gaudí befindet, ist Bellesguard, 16 – 20. Damit ist sie nicht weit von der Ramon-Llull-Universität, dem Parc de la Tamarita und dem CosmoCaixa entfernt.
Wie erreicht man die Torre de Bellesguard?
Mit der Hola BCN Card* kannst Du die Öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos und so oft Du willst nutzen. So gelangst Du zu ihr in den Stadtteil Sarrià-Sant Gervasi:
- Buslinien: 123, 196, H2 – Haltestelle: Ronda de Dalt – Bellesguard
- Metro: L7 – Haltestelle: Av. Tibidabo
- Hop on Hop off Bus*: Haltestelle: Tibidabo – Tramvia Blau
Hola BCN ÖPNV Ticket
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Fazit zum Besuch der Torre de Bellesguard
Sicherlich gehört die Torre de Bellesguard nicht zu den bekanntesten Bauwerken Gaudís, die Du während Deiner Zeit in Barcelona ansehen kannst. Und sicherlich ist sie auch nicht so aufwendig wie manch anderes seiner Kunstwerke verziert. Dennoch lohnt sich ihr Besuch auf alle Fälle:
- Bringst Du genug Zeit mit und bist deutlich vor 15:00 Uhr vor Ort, hast Du nach der Besichtigung noch reichlich Gelegenheit, in dem wunderschönen und vor allem ruhigen Garten vom Stadtstress zu entspannen.
- Sie ist ein tolles Beispiel dafür, wie inspirierend die mittelalterliche Architektur auf Gaudí wirkte und wie er diese beim Bau eines katalanischen Renaixença-Gebäudes interpretierte. Das erkennst Du beispielsweise am „Venusstern“, dem bekannten Rosettenfenster der Torre. Einerseits beweist der Venusstern, dass Gaudí die historischen Bauweisen und Materialien kannte – andererseits bringt er eine ganz neue Komponente, die zentrale Anordnung an der Hauptfassade, mit.
- Und, last but not least: Auch in der Torre de Bellesguard sind die Lichtspiele (insbesondere bei gutem Wetter) einfach nur schön und beeindruckend!
Hier bekommst Du günstige online Tickets für die Torre de Bellesguard*.
Hast Du die Torre de Bellesguard schon besucht? Schreib unten in die Kommentare!
Quellen & Einzelnachweise:
[1] https://bellesguardgaudi.com/en/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Dom%C3%A8nec_Sugra%C3%B1es_i_Gras
[3] https://turismoastorga.es/bischofspalast/