Der Torre Glòries befindet sich im Industrieviertel Poble Nou und stellt einen sehr bekannten Bestandteil des Technologie-Distrikts 22@ dar. Er war früher auch als Torre Agbar bekannt, aber dazu später noch ein wenig mehr. Dank seiner charismatischen, viel diskutierten Form, zählt er zu den markantesten Sehenswürdigkeiten in der Barceloneser Stadt-Silhouette. Aber nicht nur das: Seine Architektur und die dahinterstehenden technischen Finessen lassen sich ebenfalls sehen. Werfen wir also einmal einen genaueren Blick auf den Turm. Und am besten auch von ihm herunter. Denn das Panorama, das sich von seiner Aussichtsplattform aus bietet, ist ebenfalls grandios!
Was Du in diesem Artikel erfährst?
- Warum der Tower unter anderem in Bezug auf seine Architektur ein würdiges neues Wahrzeichen von Barcelona darstellt.
- Welche Geschichte hinter seiner Konstruktion und den verschiedenen Nutzungsarten steckt.
- Wie es mit seiner Lage in der Stadt und seinen Öffnungszeiten aussieht.
- Wie Du die Anreise per ÖPNV schnell und bequem gestaltest.
Torre Glòries Tickets & Eintritt
Für den Torre Glòries (Torre Agbar) gibt es für die Besichtigung verschiedene Ticket-Optionen. Ohne Anstehen und damit keine Warteschlange. Zugang zur 360 Grad Panorama Aussichtsplattform im 33. Stockwerk und zum Kunstwerk „Cloud Cities“ von Tomás Saraceno.
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Was kann man beim Torre Glòries sehen?
Bei diesem Turm mit seiner für die Barceloneser Architektur doch recht einzigartigen Form handelt es sich um den ehemaligen ‚Wohnsitz‘ der Aguas de Barcelona, also der Wasserwerke. Aber nicht nur seine Gestaltung, die ihm unter den Einheimischen den augenzwinkernd-zweifelhaften Spitznamen ‚der Dildo‘ eingebracht hat, ist erwähnenswert. Denn schließlich handelt es sich bei ihm auch um einen technisch bemerkenswerten Tower, der…
- gut 145 Meter hoch ist,
- über 32 Stockwerke (davon 28 Büro-Etagen) verfügt,
- eine Nutzfläche von etwa 39.000 m² und 16.000 m² Fassadenfläche besitzt,
- 4.500 Fenster (davon 4.349 verschieden angeordnete Öffnungen) sein Eigen nennt und
- dessen Oberfläche mithilfe von 40 verschiedenen Lackfarben ausgestaltet wurde.
Das klingt noch nicht beeindruckend genug? Dann tun dies ja vielleicht die Baukosten für das Glas-Stahl-Beton-Kunstwerk – 132 Millionen Euro! Dafür bekommst Du hier aber auch einiges geboten – wenn Du ganz genau hinschaust.
Architektur und Fassade
Keine Frage, dass die Gestaltung für sich selbst spricht. Sein Architekt – Jean Nouvel – hat sich dafür unter anderem von den Montserrat-Steinformationen und den Formen der Sagrada Família inspirieren lassen. In Kombination mit einem ovalen Grundriss, einer geräumigen Halle ohne Säulen (für die Aufzüge) und einer aus 56.000 Glaslamellen bestehenden Glasfassade erweist sich das neue Wahrzeichen in Barcelona als Chamäleon-ähnliches Gebäude.
Der Grund dafür: Wenngleich die sich die Farben zunächst von Rot (an der Turmbasis) zu Blau (im zentralen Bereich) und schließlich zu Orange bis Weiß (an der Spitze) verändern, hat der Turm noch viel mehr Farbspiele auf Lager. Das liegt an den 4.5000 LED-Protektoren, die für verschiedene Lichteffekte sorgen. Kein Wunder, dass er gerade nachts ein echter Hingucker im besten Sinne ist. Doch selbst tagsüber bieten die jeweils 120 • 30 Zentimeter großen, 16-fach jalousienartig verstellbaren Lamellen durch ihre Lichtreflexionen einen tollen Anblick.
Wenn Du nun aber denkst, dass Nouvels Konstruktion einfach nur abgefahren aussehen sollte, irrst Du Dich. Er hat den Torre Glòries zusätzlich nachhaltig konzipiert. Was bedeutet, dass man hier Solarenergie und Betriebswasser zwecks der Reduzierung des Energieverbrauchs einsetzt. Zudem können die Glaslamellen dank der an der Fassade angebrachten Temperatursensoren automatisch geöffnet und geschlossen werden. Je nach Bedarf.
Beleuchtung des Torre Glòries
Schon im Sonnenlicht betrachtet, sieht der Tower spektakulär aus. Trotzdem sind die dunklen Stunden der Wochenenden noch einmal eine Klasse für sich. Denn dann leuchten seine tausende Lamellen mithilfe einer Computersteuerung in den unterschiedlichsten Farben. Ob rot, blau, gelb, orange oder in der Weihnachtszeit in einer weihnachtsbaumartig-anmutenden Optik … Gerade mit reichlich Abstand aus dunkleren Teilen der Stadt heraus besehen, ist der Tower dann der optische Wahnsinn.
Torre Glòries Öffnungszeiten
- 1. April bis 31. Oktober täglich von 10:00 – 21:00 Uhr
- 1. November bis 31. März täglich von 10:00 – 19:00 Uhr
- Am 24. und 31. Dezember von 10:00 – 15:00 Uhr
- Geschlossen am 25. Dezember und 1. Januar
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Aussichtsplattform im 30. Stock
Seit Mai 2022 ist es endlich so weit! Die Aussichtsplattform im 30. Stock hat ihre Türen für Besucher-*innen geöffnet. Von hier aus genießt Du einen einzigartigen 360°-Panoramablick über die Stadt, das Meer und kannst bis zum Collserola-Massiv blicken. Freue Dich also darauf, die verschiedenen Parks in Barcelona, aber auch den Hafen oder den Tibidabo mit seinen Sehenswürdigkeiten betrachten zu können.
Einen vergleichbar guten Blick gibt es bisher zudem von keinem anderen städtischen Gebäude aus. Schließlich ist der Torre Mapfre in der Form nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und der Jesus-Turm der Sagrada Família ist noch nicht fertig. Immerhin hat der Torre Urquinaona [2] auch eine Plattform, doch die befindet sich ‚lediglich‘ im 20. Stockwerk. Der einzige Haken an der Aussicht: Die Lamellen sind in puncto Sicht vom Turm aus manchmal etwas im Weg. Das liegt natürlich an ihrem individuellen, von der Sonneneinstrahlung abhängigen Öffnungsgrad. Aber das wird sich schon passend finden. Außerdem wartet am Torre Glòries noch eine andere tolle Überraschung auf Dich …
Cloud Citys von Tomás Saraceno
Wie wäre es, wenn Du ein Teil der am Torre Glòries vorbei ziehenden und sich permanent verändernden Wolkenlandschaft [10] sein könntest? Die 130 m² große, vier Etagen umfassende Installation des argentinischen Performancekünstlers macht es möglich. Sie besteht aus…
- 113 ‚Wolkenbereichen‘,
- 9.000 Kabeln mit insgesamt sechs Kilometern Länge,
- 5.000 Verbindungsteilen,
- 1.200 Paneelen und
- 267 Ankerpunkten.
Auf diesen bewegst Du Dich nach dem Anlegen eines geeigneten Overalls und der Einweisung durch das Team auf verschiedenen Routen. Ob auf ebenen Pfaden oder mit einer kleinen Kletterherausforderung, Du hast die Wahl. Und wenn Du einfach nur ein wenig sein, lesen oder mit anderen Leuten ins Gespräch kommen willst – nur zu! Die zur Skulptur gehörenden Gemeinschaftsräume warten schon auf Dich. Alternative Lebens- und Entspannungsbereiche im öffentlichen Raum eben einmal ganz anders gedacht. Passgenau nach Tomás Saraceno [3]. Der er ähnliche Installationen übrigens auch im Metropolitan Museum of Art in New York und in der Wiener Karlskirche eingerichtet hat.
Das Video wird von Youtube eingebettet. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.
Anreise & Karte
Adresse: Avinguda Diagonal, 211, 08018 Barcelona
Der Torre Glòries (Torre Agbar) liegt im Stadtviertel „El Parc i la Llacuna del Poblenou“. Gleich in der Nähe befindet sich das Museu del Disseny de Barcelona.
Öffentliche Verkehrsmittel
Mit der Hola Card kannst Du den ÖPNV in Barcelona so oft nutzen, wie Du willst. Wenn Du zusätzlich noch die Sagrada Família und den Park Güell anschauen willst, dann greife zum BCN Essentials Pass.
- Metro: L1 – Haltestelle: Glòries
- Zug: T5, T6 – Haltestelle: La Farinera
- Bus: 7, H12, N2, N7 – Haltestelle: Pl. Glòries Catalanes. s/n
- Taxi: Bequem per FREENOW App bestellen
- Hop-on Hop-off Bus Haltestelle: Sagrada Família
Geschichte des Torre Glòries
Der Architekt: Jean Nouvel
Ja, die Optik des Towers ist … exorbitant. Vielleicht nicht für jeden Geschmack so auf den ersten Blick ein Volltreffer, aber doch beeindruckend. Und auch die dahinter stehende Konstruktion und Technik braucht sich wirklich nicht zu verstecken. Der Vater der dazugehörigen Ideen ist der französische Star-Architekt Jean Nouvel (*1945) [1]. Obwohl er eigentlich Maler werden wollte, studierte er ab 1964 in Bordeaux und in Paris Architektur. Mit Erfolg, wie verschiedene Stipendien, Assistenten-Stellen und die Mitbegründungen der Bewegungen ‚Mars 1976‘ sowie ‚Syndicat de l’Architecture‘ beweisen. Zu seinen besonders bekannten Werken zählen…
- das Pariser Institut du monde arabe [4] und die ebenfalls dort gelegene Fondation Cartier [5],
- die Lyoner Oper,
- das Euralille-Shopping-Center in Lille,
- die Galeries Lafayette Berlin [6] und
- das Kongresszentrum Luzern [7].
Kein Wunder also, dass die „Ateliers Jean Nouvel“ eines der größten französischen Architekturbüros darstellen. Wobei sie nicht nur dort einen guten Ruf genießen. Sie interagieren dank Zweigstellen in Barcelona, Kopenhagen, London, Madrid, Minneapolis und Rom auch international.
Eine Hommage an die Natur
Aufgrund seiner Präsenz vor Ort war die Konstruktion des Torre Glòries durch Novel eine wortwörtlich naheliegende Idee. Zumal er für seinen innovativen Stil und die kreative Verwendung verschiedener Materialien, Oberflächen und Formen bereits sehr bekannt war. Seine wichtigsten Vorstellungen dabei:
- Das richtige Gebäude an den richtigen Ort zu stellen.
- Die bereits vorhandene Umgebung respektvoll zu berücksichtigen.
Im Falle dieses Turms bedeutete das, dass er nicht einfach einen amerikanischen Wolkenkratzer konstruieren wollte. Stattdessen sollte das Bauwerk eher an eine fließende Masse erinnern, die sich wie ein druckvoller, aber berechenbarer Geysir Bahn bricht. Auch die Oberfläche und die Farb- und Lichtgestaltung sollten mehr wie eine Fata Morgana denn wie eine schwere Stein-Konstruktion anmuten. Und ein bekennender Antoni-Gaudí-Fan ist Nouvel ebenfalls allemal. Logisch, dass er sich auch von dessen Gebäuden und ihren Fassaden(-oberflächen) inspirieren ließ. Du kannst Dir ja überlegen, ob du das genauso wahrnimmst und ob dir diese Ideen einleuchten. Auf jeden Fall hat er mit der Gestaltung des Turms den Internationalen Hochhauspreis 2006 [8] gewonnen. Der immerhin mit 50.000 Euro dotiert ist …
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Der andere Name des Torre Glòries: Torre Agbar
Die Bezeichnung Torre Glòries sagt Dir nicht wirklich etwas, doch beim Torre Agbar klingelt es bei Dir? Möglich, denn der Turm erhielt während der Neugestaltung des Plaça de les Glòries Catalanes einen dazu passenden Namen. Diese Neugestaltung hatte zum Ziel, aus einem einst stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt etwas anderes zu machen. Mit Erfolg, wie die neu entstandene Parkanlagen, die Sport- und Kulturplätze beweisen. Der vorherige Name, Torre Agbar, war jedoch genauso naheliegend. Er war eine Zusammenfassung aus „Aguas de Barcelona“. Passend dazu bezeichnete er also den Firmensitz der Wasserwerke, die die Bauherren darstellten. Womit aus Jean Nouvels Idee des sich regelmäßig verändernden Geysir folglich irgendwo wieder ein passender Schuh wird. Allerdings sind diese inzwischen ausgezogen, sodass wir beim nächsten spannenden Punkt angekommen sind.
Die Nutzung des Gebäudes
Nach seiner Errichtung zwischen 2001 und 2004 blieb das Gebäude keine zehn Jahre im Besitz seiner Bauherren. Die Nutzung durch die Wasserwerke war 2013 also schnell wieder beendet. Zu diesem Zeitpunkt ging der Turm an den Emin-Capital-Investor, der in ihm ein Grand Hyatt Hotel installieren wollte. Der Haken daran: Die Barceloneser Stadtverwaltung erteilte keine Baugenehmigung. Dadurch kam es 2017 zu einem Weiterverkauf an die Merlin Properties, wobei der diesmalige Verkaufspreis deutlich unter dem Ersten lag. Inzwischen nutzt man heute einige Gebäudeteile als Büros. So wie es aktuell aussieht, stehen zudem ein Umbau und eine Modernisierung in Richtung noch mehr Bürofläche zur Debatte.
Deutsche Stadtführungen durch Barcelona
- 5 verschiedene Führungen
(Altstadt, Gaudi, Sagrada Família, Tapas & Familien) - Individuelle Stadtführungen möglich
- Höchstens 10 Teilnehmer pro Führung, Größere Gruppen auf Anfrage.
- Bereits ab € 15,00/Person, Ermäßigung für Kinder, Senioren und Gruppen auf Anfrage
‚The Gherkin‘ – die Londonder Schwester des Turms
Manch einer spricht bei der Form-Gestaltung des Torre Glòries von einem Geysir, andere von einem Projektil. Aber natürlich existieren noch andere, nicht weniger schmeichelhafte Vergleiche wie die zu…
- einem Zäpfchen,
- einem Dildo oder
- einem Penis.
Kannst Du – im wahrsten Sinne des Wortes – sehen, wie Du möchtest. In London steht mit dem 30 St Mary Axe [9] ein vergleichbares Gebäude. Dort sie auf die augenzwinkernde Bezeichnung „The Gherkin“ (die Gewürzgurke) gekommen. Auch nicht ganz unpassend und sicherlich einen vergleichenden Blick wert. Das Gebäude entstand unter dem offiziellen Namen „Swiss Re Building“ genauer gesagt „Swiss Re Tower“ ebenfalls im Zeitraum zwischen 2001 und 2004. Es befindet sich am Platz der ehemaligen, durch ein IRA-Attentat zerstörten Baltic Exchange. Basierend auf den Planungen von Norman Foster und Ken Shuttleworth umfasst es beeindruckende 41 Stockwerke. Wobei auch bei diesem Turm eine außergewöhnliche Optik und energieeffizientes wie nachhaltiges Bauen im Fokus standen.
Insofern ist der Londoner Turm mit 180 Metern Höhe noch größer als der Barceloneser Torre Glòries. Was allerdings nicht daran liegt, dass Jean Nouvel Letzteren nicht höher hätte bauen können. Er hat darauf jedoch bewusst aus Gründen des Respekts gegenüber Antoni Gaudí verzichtet. Denn wenn die Sagrada Família erst einmal fertig ist, soll sie mit 170 Metern das höchste Gebäude der Stadt sein und bleiben. Danach kommen dann der Torre Mapfre mit 153 Metern (der jedoch keine öffentliche Aussichtsplattform hat) sowie der Jean Nouvel Turm.
Torre Glòries: Fazit
Du bist ein Fan von zeitgenössischer Architektur? Eine spannende Mischung aus Technik, Optik und Kunst ist genau Dein Thema? Du hast Lust darauf, Barcelona aus der Stadt heraus aus der Vogel-Perspektive zu betrachten? Unter diesen Umständen ist ein Abstecher zum Torre Glòries ein echtes Muss für Dich. Doch selbst, wenn Du lieber andere Sehenswürdigkeiten genauer besichtigen willst, wirst Du ihn im Dunkeln (beispielsweise bei einem Aufenthalt an den Bunkers del Carmel) garantiert nicht so schnell übersehen.
Hast Du Fragen oder Erfahrungen zum Torre Glòries? Schreib unten in die Kommentare!
Du willst wissen, was man in Barcelona gesehen haben muss?
Quellen & Einzelnachweise:
[1] http://www.jeannouvel.com/en/projects/tour-agbar/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=OOiBF5qBFUE
[3] https://studiotomassaraceno.org/
[4] https://www.stadtpfade-paris.de/institute-du-monde-arabe/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Fondation_Cartier
[6] https://www.visitberlin.de/de/galeries-lafayette
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Kultur-_und_Kongresszentrum_Luzern
[8] https://www.sueddeutsche.de/geld/bildstrecke-internationaler-hochhauspreis-2006-1.563671
[9] https://www.london-infoguide.de/30-st-mary-axe/
[10] https://www.miradortorreglories.com/en/the-experience/cloud-cities-barcelona/
© OpenStreetMap Mitwirkende